Das Unterbewusstsein
Der Begriff des Unterbewusstseins wird oft als ein etwas diffuses psychisches Konstrukt wahrgenommen. Dass dies nicht so ist und warum das so wichtig für eine innere Klärung ist, möchte ich hier aus meiner Sicht hoffentlich allgemein verständlich erläutern.
Der Begriff selbst, Unterbewusstsein, ist vielleicht etwas schwierig besetzt. Trotzdem verwende ich ihn hier in diesem Kontext.
Genaugenommen heißt es „das Unbewusste“ und ist seit Freud oft sehr kontrovers diskutiert worden. Die neuere Hirnforschung jedoch gibt der Idee des Unbewussten und seiner Bedeutung für unser Handeln und unsere Gesundheit wieder ein enormes Gewicht. Wikipedia formuliert es folgendermaßen:
Das Unbewusste in der Neurowissenschaft
Die wissenschaftliche Diskussion über das Unbewusste wurde in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem von den empirischen neurowissenschaftlichen Studien von Antonio Damasio sowie durch neurobiologische Forschungsergebnisse, die durch die neuen bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung möglich wurden, wiederbelebt. Dabei erfahren die tiefenpsychologischen Annahmen über die Bedeutung unbewusster Prozesse für das menschliche Erleben und Verhalten eine starke Aufwertung.
Der von Freud ursprünglich angestrebte biologische Zugang zum Unbewussten wird jetzt durch die bildgebenden Verfahren möglich. So formulieren führende Neurowissenschaftler in einem gemeinsamen Manifest: „Wir haben herausgefunden, dass im menschlichen Gehirn neuronale Prozesse und bewusst erlebte geistig-psychische Zustände aufs Engste miteinander zusammenhängen und unbewusste Prozesse bewussten in bestimmter Weise vorausgehen.“
Für mich ist das Unterbewusstsein die Summe unserer Nervensysteme. Es steuert sämtliche Vorgänge in unserem Körper und hat somit Zugriff auf jede Funktion in unserem Körper: auf jede Zelle, jedes Blutgefäß, auf den Stoffwechsel genauso wie auf unsere gewohnheitsmäßige Körperhaltung, ja auch auf die Spannung eines jeden einzelnen Muskels und vieles mehr.
Außerdem speichert es auch ständig alle unsere Erfahrungen ab, zusammen mit den damit verbundenen Gefühlen und unseren mehr oder weniger erfolgreichen Handlungsstrategien.
Unablässig gleicht unser Unterbewusstsein jede Situation in der wir uns befinden mit diesem Erinnerungsspeicher ab. Wird eine Ähnlichkeit gefunden, dann werden die entsprechenden Erinnerungen wieder aktiviert und das eben auch wieder zusammen mit den damit verbundenen Gefühlen und Handlungsstrategien.
Dieser Vorgang findet blitzschnell statt. Unsere Handlungen sind meist schon gebahnt, bevor wir diese Situation bewusst analysieren können. Das erklärt auch, warum wir in gewissen Situationen und unter bestimmten Voraussetzungen immer wieder dazu tendieren, gleich zu reagieren, auch wenn wir andere Vorsätze hatten. Erst hinterher fragen wir uns dann, warum wir schon wieder so gehandelt haben.
Auf körperlicher Ebene funktioniert das ebenso. So sind im Unterbewusstsein mit bestimmten Situationen also bestimmte Gefühle verknüpft, aber genauso auch bestimmte Körperhaltungen und Muskelspannungen. Oder z.B. auch Gefäßspannungen, die dann ein Organ entweder gut oder schlecht durchblutet sein lassen.
Wenn wir unser Verhalten ändern wollen, können wir also nur erfolgreich sein, wenn wir die Konditionierungen unseres Unterbewusstseins zumindest ein wenig auflockern. Optimal wäre es, die Erinnerungen von den Gefühlen und Handlungsmustern zu entkoppeln.
Das gleiche trifft bei den sogenannten psychosomatischen Beschwerden zu. Wenn unser Unterbewusstsein zum Beispiel „gelernt“ hat, in gewissen Situationen die Darmtätigkeit zu drosseln, dann ist das vielleicht kein großes Problem. Wenn die auslösenden Situationen aber alltäglich und immer wiederkehrend sind, kann das die Funktion des Darmes auf Dauer enorm beeinträchtigen. Und erst, wenn wir die auslösende Situation entkoppeln, braucht unser Unterbewusstsein diese „Strategie“ nicht mehr zu verfolgen.
Dieser Mechanismus funktioniert auf vielen Ebenen unseres Körpers. Wenn eine Strategie des Unterbewusstseins darin besteht, die Schultern hoch zu ziehen in bestimmten Stress-Situationen, dann reicht es eben in den allermeisten Fällen nicht aus, einen guten Vorsatz zu treffen um die Schultern entspannt zu lassen. Der Mechanismus ist ja gerade dadurch charakterisiert, dass die Handlungsstrategie abläuft ohne unser bewusstes Zutun, ja noch ehe unser Bewusstsein überhaupt merkt, was läuft.
Wir müssen die zugrunde liegende Erinnerung von den mit ihr verbundenen Gefühlen und Strategien entkoppeln. Erst dann ist Veränderung möglich – auf der körperlichen Ebene ebenso wie auf der Handlungsebene. Diesen Vorgang nenne ich innere Klärung.
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